MEIN FREIZEITSPORT

Hier werde ich nach und nach über einige Erlebnisse in Sportarten berichten, in denen ich zeitweise aktiv war. Im 67. Lebensjahr wird es ja auch so langsam Zeit für die "Memoiren". Ich verlass' mich besser nicht auf Udo Jürgens: "Mit 66 Jahren, da fängt das Leben an, ... !" - Meine Beschreibungen werde ich ab und zu mit Bildern/Fotos unterfüttern. Da diese meistens aus Alben und aus einer Zeit stammen, in der ein 200 DIN-Kodak-Film das höchste der Gefühle war, und diese Dokumente nun wieder digital verwendet werden müssen, bitte ich darum, die teilweise sehr eingeschränkte Qualität zu entschuldigen.

Ich habe wie folgt gesplittet: 1. Mein Flugsport , 2. Mein Fußballsport , 3. Mein Tennissport , 4. Mein Wandersport , 5. Mein Bergsport , 6. Mein Radsport , 7. Mein Triathlonsport , 8. Mein Laufsport , 9. Mein Tretrollersport , 10. Mein "Motorsport"

1. Mein Flugsport 

Gleich hier unter dem 1.Punkt berichte ich über meinen größten Flop. Dann bin ich's wenigstens los. - Mit der Zeit war es mir leid geworden, nach langen einfachen Gipfelbesteigungen ohne großes Gepäck immer wieder den langen Hatsch ins Tal zu ertragen. So kam mir der Gedanke, dass es gerade in diesen Fällen doch schön wäre, wenn man ein Fluggerät dabei hätte und damit die Rückkehr etwas schwungvoller gestalten könnte. Zu dieser Zeit gab es bereits besonders leichte Flugdrachen, die sich auf dem Rucksack transportieren ließen. Der Frage, ob diese Leichtbauweise vielleicht aber auch die Unsicherheit erhöhen würde, wollte ich mich damals einfach nicht stellen. Gesagt, getan! Gegen den erklärten Widerstand meiner Frau meldete ich mich 1981 in der Drachenflugschule Kössen an. Auch die permanenten Hinweise aus der Familie, dass ich nach meinem Pamir-Erlebnis 1979 und meinem ersten Biel-Lauf 1980 doch dem Bergsport weitgehend entsagen wollte, konnten mich nicht abhalten. Ich mache es kurz: Der Fall wurde schnell von höherer Warte aus entschieden. Schon nach wenigen Tagen verletzte ich bei Landeübungen meine beiden Sprunggelenke derart, dass ich den Rest des Urlaubs im Bett verbringen musste. Das war's dann! Ich tat bei Barbara Abbitte, stornierte den Fortgeschrittenen-Kurs und kaufte stattdessen vor Ort einen Bauernschrank. Unglaublich! Aber: Ein Christenmensch muss auch verzichten können, und sei er in manchen Dingen noch so verbohrt..

2. Mein Fußballsport

Wie fast jeder Junge damals hatte auch ich erste Kontakte zum Sport über den Ball. Es wurde natürlich Straßenfußball gespielt. Wer außerdem noch in einem Verein spielen durfte, gehörte bei uns Kindern schon zu den Auserwählten. Ich gehörte leider nicht dazu. Schon frühzeitig brach ich mir bei diesem Gekicke das Schienbein und wurde von einem "höherklassigen" Jungen aus unserer Straße netterweise (ganz langsam wg. Gipsbein) zur Schule gebracht. Nun war dieser Junge Mitglied in einem Tennisclub. Da es bei diesem Sport so gut wie keine "Feindberührung" gibt, kamen meine Eltern auf die glorreiche Idee, mich (aus Sicherheitsgründen) ebenfalls in einem derartigen Verein anzumelden. Das war 1956. - Nun gehörten Tennishallen bis in die 60er und 70er noch zu den großen Ausnahmeimmobilien eines Tennisclubs. Daher wurde hier in Berlin der Winter mit einer Fußballrunde der Tennisspieler überbrückt. Dies weitete sich so aus, dass es mehrere Klassen mit Auf- und Abstieg zum Ende der Saison gab. Diese Fußballrunde artete schließlich auch zum Prestigewettkampf aus. So engagierten die Großvereine ausgediente Fußballer, die auch das Racket halten konnten (oder auch nicht), um ihre Mannschaften aufzuwerten. Ja, sogar ein ehemaliger Fußballnationalspieler wurde hier eingekauft. Natürlich nicht von meinem Hermsdorfer SC! Und so kam es, dass ich nach langer Abstinenz vom runden Leder als Spätberufener doch noch in etlichen Spielen zum Einsatz kam.

 Bild folgt.

3. Mein Tennissport

Nachdem meinem eigenen Wunsch nach Mitgliedschaft in einem Fußball- oder einem Leichtathletikverein nicht stattgegeben wurde, wurde ich von den Eltern mehr oder weniger zwangsweise als Mitglied in einem Tennisclub, dem Hermsdorfer SC 06, angemeldet. 1956 war noch die Zeit, wo man sich die Plätze selber herrichtete und wo das Clubhaus aus einer "Holzbude" und sein Kühlschrank aus einem Erdloch bestand. Der Platzwart hieß passenderweise "Ball". Dessen ungeachtet fand ich dennoch bald Spaß an dieser Sportart, die von meiner damals noch handwaschenden Mutter "roter" statt "weißer Sport" genannt wurde. Zu großem Ruhm habe ich es nicht gebracht. Meistens spielte ich in der zweiten Mannschaft (von sechs). Der respektabelste Einsatz war vielleicht die Vertretung des Clubs innerhalb eines Vereins-Pokalwettkampfs der Alliierten, unserer Schutzmächte für West-Berlin, in dem nur je ein Einzel, je ein Doppel und ein Mixed gespielt wurde. - Tennis war für mich aufregend, oft konnte ich vor wichtigen Wettkämpfen nicht gut schlafen. Als Gelegenheitsraucher musste ich oft nach einem anstrengenden langen Satz (Damals gab's noch kein Tie-Break!) an die Seitenlinie "um Luft zu holen". Ich danke meinem damaligen Mannschaftsführer Didi, der mich dadurch diskreditierte, indem er zu Turnieren einen Eimer in die äußerste Platzecke stellte mit der Aufschrift "Peters Spucknapf". Fortan wurde ich zum Nichtraucher und bin es bis heute geblieben. Danke Didi! Didi war es auch, der uns Tennisspieler dazu animierte, ein Langstreckentraining zu beginnen, um über die erhöhte Ausdauer vielleicht doch noch mit 13:11 den fast verlorenen Satz zu gewinnen.

FAZIT: Die über zwanzigjährige Mitgliedschaft im Tennisclub hat mir doch noch einige Fußballspiele (s.o.) beschert, hat mich zum Nichtraucher gemacht und schließlich auch noch zum Langstreckenläufer werden lassen. Ein Glücksfall! Was will man mehr?! - Es lebe der HSC!!!

Bild folgt.

4. Mein Wandersport

Der SCC Berlin ist als Initiator des Berliner City-Marathons wohlbekannt. Er rief auch 1974 den ersten Berliner Volksmarathon ins Leben. Von jenem Jahr an erfolgt die Zählung, die in diesem Jahr des absoluten Weltrekordes bei 35 angekommen ist. - Natürlich fing der SCC ( = Sport-Club Charlottenburg) nicht gleich mit dem Marathon an. Mit dem Mommsen-Stadion heimisch am Grunewald lag nichts näher als 1966 den ersten Volksmarsch durch das Berliner Stadterholungsgebiet zu veranstalten. Es war die Zeit des aufkeimenden Volkssports, und tausende Berliner strebten zum Start. Mein Studienfreund Werner, der bereits im alpinen Bereich recht aktiv war, sah dies als Trainingstour und ging in Bergschuhen. Klar, dass ich als angehender Alpinist ihm da nicht nachstehen wollte. So ramponierten wir uns eben gemeinsam unsere Füße, weil uns unterwegs wieder der Ehrgeiz packte. - Heute ist das sportliche Wandern ja weitgehend durchs Nordic Walking ersetzt worden. Aber auch schon zu damaligen Zeiten "wanderten" die Bergsteiger, insbesondere beim Gepäcktransport in größeren Höhen, mit Unterstützung zumeist höhenverstellbarer Skistöcke.

Auch mir fällt heute kein Stein aus der Krone, wenn ich nach sehr langen und extrem belastenden Läufen in den ersten Regenerationstagen zu den Walkingstöcken greife. Ich lege diese aber so bald als möglich wieder in die Ecke. Hat man sich nämlich so weit erholt, dass man schon sehr schnell "walken" kann und gibt man dann dabei auch richtig Gas, so kann dies sehr intensiv die Knochenhaut belasten. Und darauf habe ich partout keine Lust.

Gewandert wird bei mir nur noch während des Bergurlaubs, wenn es mit der Frau einen Hüttenbesuch gibt. Im Alleingang bevorzuge ich aber auch da den Joggingstil. 

5. Mein Bergsport

Schon von Kindheit an fuhren meine Eltern im Sommerurlaub mit mir nach Österreich und in der Regel ins meistens sonnige Osttirol. So kam es, dass ich später als junger Student, der ein paar Mark in den Semesterferien verdient hatte, mit meiner Freundin Barbara die erste Reise für Bergwanderungen ebenfalls in diese schöne Gegend unternahm.

Abb.: Breithorn 4165 m (Wallis)

Aber wir wollten mehr und meldeten uns 1966 in der Alpinschule Innsbruck zu einem Ausbildungskurs im Eis an. Dieser fand auf der Braunschweiger Hütte in den Ötztaler Alpen statt und fiel buchstäblich ins Wasser. Einige Abseilübungen mussten deshalb am Dachbalken im Massenquartier geübt werden. Beim Abseilen und Aufprussiken in einer Gletscherspalte prellte sich Barbara zu allem Überfluss auch noch die Rippen. Nach dieser "tollen" Woche fuhren wir weiter in die Dolomiten. Das Wetter besserte sich spürbar, und wir machten uns daraufhin Richtung Wallis auf. Wir wollten unbedingt gleich unseren ersten 4000er besteigen. Und da kam uns das leichte Breithorn auf der Grenze Schweiz/Italien gerade recht. Wir fuhren nach Saas-Fee, stiegen auf zur Britannia-Hütte, überquerten mutterseelenallein den Allalin-Pass bis zur Täsch-Hütte, stiegen am nächsten Tag ab nach Täsch, fuhren mit der Bahn nach Zermatt und mit der Seilbahn bis an den Theodul-Gletscher. Die Theodul-Hütte war unser Ziel. Auch heute, nach mehr als 40 Jahren, erinnere ich mich noch genau, wie kaputt wir nach dem Hatscher Täsch-Hütte/Theodul-Hütte an diesem Tag waren: Mit einer Milchtüte (!) in der Hand schlich ich schluckend über den Gletscher. Barbara hatte durch ihre Verletzung, die sich später zu Hause als Rippenbruch herausstellte, derart heftige Schmerzen, dass sie am nächsten Morgen auf den Gipfelgang verzichten musste. Zwei Frankfurter Bergsteiger, die von der italienischen Seite heraufgekommen waren, nahmen mich aber dankenswerter Weise in ihre Seilschaft auf. Das Gipfelerlebnis eines ersten alpenländischen Viertausenders, und sei er auch noch so unschwer zu ersteigen, ist immer etwas Besonderes. -

Gleich als wir wieder daheim waren, kaufte ich mir das Buch "Die Viertausender der Alpen" (Blodig/Dummler), in dem alle Gipfel dieser magischen Höhe mit neuesten Fotos und ihren Zustiegsrouten beschrieben werden. Dies war so faszinierend, dass ich auch noch nach der Blodigschen Originalausgabe Ausschau hielt. Irgendwann hatte ich in einem Antiquariat Glück und fand die Ausgabe von 1923. Zum Viertausender-Sammler wurde ich aber dennoch nur in sehr beschränktem Maße. 

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Unsere Liebe und die zu den Bergen blieb stabil. So wurde aus Barbara zwei Jahre später Frau Bartel, und in den nächsten beiden Jahren steigerten wir uns bis zum Monte Rosa. Das Wallis hatte es uns angetan! - Für den Oktober 1970 kündigte sich Nachwuchs an. Damit waren Bergtouren in diesem Sommer leider nicht möglich. Für meine Frau! Ich wurde zum bergsportlichen Egoisten und nutzte die günstige Gelegenheit, um mit österreichischen Alpinisten von Wien aus in den Kaukasus zu gehen. Die (leichten) 5000er Elbrus und Kasbek waren unsere Ziele. Ersterer hatte im 2.Weltkrieg durch Aktionen der Gebirgsjäger eine gewisse Bekanntheit erlangt.

Abb.: Elbrus-Gipfel / 5595 m und 5633 m (Kaukasus)

Die Weiterreise durch die UdSSR wurde zum Problem. Unser Anschlussflug war in Kiew "verlorengegangen". So erreichten wir erst nach zwei Nächten auf der Bahn Mineralnye Wody. Wegen der Steuerkünste des Fahrers und des Zustands des Fahrzeugs erlebten wir anschliessend eine äußerst aufregende Busfahrt durch das Baksantal bis nach Itkol. Gleich am übernächsten Tag erfolgte der Aufstieg zur Prijut 11 (4137 m). Nach lediglich einem Tag der Akklimatisation sollten schon die beiden Gipfel erreicht werden. Als "Flachlandtiroler" und mit Kopfschmerzen wegen einer schlechten Nacht war ich ein wenig langsamer als die gestandenen Alpenländler, konnte aber wegen des leichten Geländes auch gut als Solist unterwegs sein. Während die anderen schon dem Ostgipfel zustrebten, erreichte ich gerade die (im Bilde deutlich erkennbare) Gipfelscharte. Dort fand ich den zusammengebrochenen Peter aus Wien. In einen Biwaksack verpackt wurde er schließlich nach einer durchwachten Nacht zusammen von den Gipfelrückkehrern zur Hütte geschleppt. Aber es war zu spät. Auch die inzwischen eingetroffenen russischen Bergretter konnten nichts mehr ausrichten. Der Elbrus ist eben doch nicht nur ein Jausenberg! - Viele von uns waren wie ich derart geschockt, dass sie nun den Kasbek ausließen und stattdessen auf einer langen Fahrt über die Grusinische Heerstraße bis nach Tiflis ihren Gedanken über die z.T. lebensgefährliche Verbissenheit von Gipfelaspiranten nachhingen. Einen neuen Gipfel habe ich von diesem "Ausflug" in den Kaukasus also nicht mitgebracht, aber tiefere Einsichten und den Namen für unsere erste Tochter: Anouschka.  -

 Nach diesem tragischen Geschehen war auch bei mir zunächst einmal eine Denkpause in Sachen Bergsport angesagt. Es ist doch ganz etwas anderes, wenn man den Tod eines Bergkameraden unmittelbar miterlebt als wenn man von einem derartigen Vorfall aus einer Zeitung erfährt. Der Spruch, dass die Zeit alle Wunden (Auch die der Psyche?) heilen wird, ist nur bedingt gültig. Auf jeden Fall wollte ich in Zukunft noch bewusster und auch vorsichtiger mit meinen beschränkten alpinistischen Fähigkeiten umgehen. Blinder Gipfeldrang ist kein guter Ratgeber. Eine gute Vorbereitung und vor allem eine ausreichende Akklimatisation vor Ort, um auch in größeren Höhen bestehen zu können, ist dagegen unabdingbar. Hierfür muss man sich ausreichend Zeit nehmen. Und gerade darin liegt oft das Problem bei den auch wetterabhängigen Touren auf fremden Kontinenten. Meistens gibt es einen Zeitplan, der nicht beliebig gestreckt werden kann. Und wer will schon gerne verzichten?!

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Die nächsten Jahre war ich mit meinen österreichischen Bergfreunden kreuz und quer durch die Berner und die Walliser Alpen unterwegs. Aber 1975 packte mich wieder das Fernweh. Bei uns war diesmal (noch) kein weiteres Kind unterwegs, und dennoch bekam ich von zu Hause frei. So flog ich nach Bolivien, um dort mit deutschen "Kollegen" auf Touren zu gehen. Schon wenn man in La Paz aus dem Flieger steigt, wird man mit Sauerstoffflaschen empfangen. Der Airport "El Alto" liegt schließlich ca. 4000 m hoch. Auch ich hatte daher anfangs Anpassungsprobleme. Aber vorsichtige Akklimatisationstouren, wozu am ersten Tag schon die Benutzung der Hoteltreppe in die oberen Stockwerke gehörte (!), behoben diesen unangenehmen Zustand. So konnte auch ich mich bald über schöne Gipfeltouren in der Condoriri-Gruppe freuen.  Danach stand der Huayna Potosi (s.o.) auf unserer Liste. Diese Tour werde ich nie vergessen. Unser Verpflegungskonvoi wurde überfallen und wir standen plötzlich nur mit den Nahrungsmitteln da, die wir noch im Rucksack mitführten. Unter diesen Umständen bauten allein Freiwillige, die sich stark genug fühlten, die Hochlager auf. Dummerweise (?) nahm ich ebenfalls diese Aufgabe auf mich. Als es dann aber zum Gipfel ging, hatte ich zum Frühstück nur noch einen Schluck Cognac (Kein Witz!). Kein Wunder, dass das rechte Foto oben auf dem 3.Bild das letzte war, welches ich an jenem Tag gemacht habe. 

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Wenn man desöfteren einfach nicht anders kann und die Lieben, Verwandte und enge (Sport-)Freunde über längere Zeit allein zu Hause lässt, dann muss man doch andererseits auch mal verzichten können. Damit der Haussegen also weiterhin nicht in eine Schieflage geriet und auch die heimischen sportfreundschaftlichen Beziehungen erhalten blieben, bin ich dann gerne auch mal zum "Bergführer" mutiert und habe z.B. auch meine Frauen und Freunde "an die Leine" genommen. Natürlich nur in völlig unschwierigem Gelände! Nicht immer hatten "meine Kundinnen" dabei das Gespür dafür, dass das Bergseil mindestens genauso sorgfältig behandelt werden muss wie das Wollknäuel. Und manche Freunde waren auch fast so lange mit der Nahrungsaufnahme beschäftigt wie mit dem Marschieren. Aber das musste sein!                      

Es war das Jahr 1976. Unsere zweite Tochter Susanne hatte im April das Licht der Welt erblickt. Meine Frau entschloss sich, den Sommer daher wieder daheim zu verbringen. So zog ich mit einem meiner langjährigen Begleiter alleine  los, um die Bergwelt der Schweiz unsicher zu machen. Zunächst steuerten wir das Berner Oberland an, erlebten aber Schlechtwetter und wurden auch noch mit unserem Zelt von einem Bauern von seiner Wiese gescheucht. Danach ging es wieder in das eher wettersichere Wallis. Von Saas-Fee aus, wo wir festes Quartier genommen hatten, sollten die etwas längeren Touren starten. Gleich bei unserer ersten Unternehmung bekamen wir eins auf die Mütze. Und das ist durchaus wörtlich zu nehmen. Als wir auf dem Gletscher unterhalb der Britannia-Hütte zelteten und gerade unseren Kocher in Betrieb setzen wollten, krachte es und Steine schlugen in die Plane ein. Von der Hütte aus waren wir von den Jungs des Hüttenwartes beworfen worden. Über den Grund kann jeder selber spekulieren. Für mich kam es aber in den nächsten Tagen noch schlimmer. Mein Seilgefährte ließ mich einfach sitzen und fuhr an den Wörthersee. Begründung: Liebeskummer! - Plötzlich völlig ohne Partner war ich aufgeschmissen. So fragte ich ersatzweise den Bruder meiner Wirtin, einen Bergführer, ob wir vielleicht eine Tour miteinander machen wollten. Eigentlich verstieß dies gegen meine Einstellung als selbstständiger Bergsteiger. Aber in der Not ... . Zu Otto entwickelte sich eine Freundschaft, und auch in den Folgejahren machten wir aus Tradition manchmal noch schnell zusammen eine Tour. So ging es mal durch steilen Fels, mal durch den Eisbruch oder über einen langen Grat. Es hat großen Spaß gemacht! Viel zu früh, mit 50 Jahren, verstarb Otto in seinen geliebten Bergen um Saas-Fee.

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Zum Glück gibt es Omas. Und auch solche, die bereit sind, sich gleich um zwei Kinder zu kümmern. Meine Schwiegermutter war so nett, und Tante Hanna reiste extra an, um mitzuhelfen. Einigermaßen beruhigt stiegen Barbara und ich 1977 endlich wieder zusammen in den Flieger. Ich ahnte nicht, wie stark diese Reise meine Gesundheit angreifen würde. Zunächst aber peilten wir via Teheran, Delhi und Amritsar die Stadt Srinagar am wunderschönen Dal-See an. Von dort fuhren wir mit geländetauglichen Fahrzeugen über diverse Pässe in das Gebiet Westtibets, das unter Ladakh firmiert. Diesmal im Rahmen einer Tour der DAV-Bergsteigerschule unter der Leitung von Dr.Eckert Gundelach, der später dadurch Berühmtheit erlangte, dass er als zweiter Deutscher 1994 die höchsten Berge sämtlicher Kontinente bestiegen hatte. - Erst kurze Zeit war Ladakh für Touristen offen, und entsprechend groß war unser Erlebnishunger. Diesmal sogar mehr nach fremder Kultur als nach z.T. noch namenlosen Gipfeln. So hatte der Besuch von Klöstern wie Thikse, Lamayuru oder Hemis eindeutig Vorrang vor Bergtouren in unbekanntem Gelände. Aber dennoch fanden sie natürlich statt. Ich erinnere mich an das Lager L.3 auf dem Weg zum Stok-Kangri, das derart mit Mineralien übersät war, dass man beim Sammeln aus der gebückten Haltung gar nicht mehr hoch kam.

Auf unseren Touren fuhr das Frischfleisch auf den Dächern der Geländefahrzeuge mit. Damit die Hühner nachts nicht wegliefen, schnitten ihnen die Träger einfach die Beine durch. Das war barbarisch. Als kultureller Ausgleich wurde dann aber zu den Mahlzeiten ein Tischtuch auf dem Schotter ausgebreitet. Nun ja! - Wenige Tage nach Rückkehr in unsere Zivilisation musste ich mich einer Darm-OP unterziehen. Anschließend stellte man bei mir auch noch eine Hepatitis fest. Ein Vierteljahr lang freuten sich meine Schüler über nur sporadischen Mathe.- und Physik-Unterricht bei Vertretungskräften. Das war eine schlimme Zeit ... für mich! Aber wie heißt es so schön:"Was uns nicht umbringt, das macht uns nur härter!" - Und so begannen wir gleich nach meiner Genesung mit den Vorbereitungen für das nächste Projekt: PAMIR '79 .

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Das Ende meiner Aktivitäten als Bergsteiger zu Gipfeln auf verschiedenen Kontinenten nahte ... und ich ahnte es nicht. Gleichzeitig bewirkte dieses unerwartete Ende meinen Einstieg in den Ultralangstreckenlaufsport. Aus diesem Grund werde ich auf diese Pamir-Fahrt hier etwas ausführlicher eingehen.  -  Nach der Genesung von meiner "indischen Krankheit" begannen sofort die Vorbereitungen für die nächste Tour. Bis dahin hatte noch kein Mitglied der DAV-Sektion Berlin einen 7000er bestiegen, so hieß es. Dem wollten wir ein Ende machen. Bescheiden wie wir waren, hatten wir uns für diese Premiere ein Ziel mit geringen Schwierigkeiten ausgesucht. Dafür kam uns das Int.Bergsteigerlager, das die UdSSR im Pamir 1979 durchführte und von dem aus die 7000er Pik Lenin, Pik Korschenewskaja und Pik Kommunismus erreichbar waren, gerade recht. Dennoch war der Vorbereitungsaufwand enorm. Alle guten Wünsche begleiteten uns von daheim. Auch die von Peter Habeler, dem Partner von Reinhold Messner bei der ersten Besteigung des Mt.Everest ohne künstlichen Sauerstoff. Wie kamen wir zu dieser Ehre? Habelers Dias waren auf dem Flug zu einem Vortrag in Berlin verlorengegangen und ich musste für ihn einspringen. - Die Fahrt mit dem Zug nach Moskau war damals eine Museumsreise für Dampflokfans. Wahre Ungetüme von "Dampfern" waren seinerzeit noch auf der Schiene unterwegs oder standen in großen Mengen in einsehbaren Depots an der Hauptroute. Bei unserem Kurzaufenthalt in Moskau wurden wir dann auch noch von einem ZDF-Team mit dem legendären und so früh verstorbenen Hajo Friedrichs und diversen Sportreportern besucht. Der Erfolgsdruck auf uns "Flachlandtiroler" nahm zu. Als wir dann endlich in Osch landeten und vor das Terminal traten, empfing uns ein Flaggenwald mit drei deutschen Fahnen: Bundesadler, Hammer und Zirkel, Berliner Bär. Politische Ordnung musste sein! In einem Klapperbus und auf Lastwagen ging es dann ins Basislager auf der Atschik-Tasch-Wiese.

Die ersten Tage vergingen mit der Einrichtung der Zelte, den obligatorischenGesundheitschecks durch das russische Ärzteteam, mit Fitnesstestläufen im Lager unter medizinischer Aufsicht - für alle. Wir Berliner stiegen zum Training auf "Lagerkuppen" und besuchten zum Ausgleich Nomadenfamilien in ihren Jurten. Immer noch waren Armbanduhren begehrte Objekte. - Als wir dann endlich von der Camp-Leitung das O.K. für unsere Touren bekamen, musste es schnell gehen, denn drei Hochlager waren einzurichten. Dabei war uns die Mannschaft der DDR um einen Tag voraus. Sie hatten sich schon vorher in der Nacht heimlich aus dem Basislager geschlichen und ihr Hochlager 1 auf dem Lenin-Gletscher eingerichtet. Das sollte sich auszahlen. Wir aber als drangsalierte und eingemauerte West-Berliner hatten uns natürlich an die Vorgaben der russischen Lagerleitung gehalten. So war das DDR-Team schon im zweiten Aufstieg begriffen, als wir erst unser L.1 auf dem Lenin-Gletscher einrichteten.

Durch das permanente Auf- und Absteigen beim Einrichten der Lager 1, 2 und 3 waren wir gut akklimatisiert und zuversichtlich, den Gipfel des Pik Lenin zu erreichen. Da kam über Funk eine Vorwarnung aus dem Basislager, dass ein massiver Schlechtwettereinbruch unmittelbar bevorstehen würde. Schnell wurden die beiden Fittesten, Manfred und Heinrich, für den Gipfelgang bestimmt. Zu viert stiegen wir nach L.3 auf, um die Zeltausrüstung zu komplettieren; Heinrich und Manfred blieben oben. Am nächsten Tag erlebten wir anderen in L.2 die vorhergesagte Wetteränderung. Unsere beiden Kandidaten blieben noch einen weiteren Tag am Pik Rasdelnaja (6100 m) und gaben dann auf. Nach einem Wartetag gruben sie das Zelt aus und stiegen zusammen mit der japanischen Skiexpedition und einem weiteren russischen Team im Schneckentempo nach L.2 ab. Unser Traum war geplatzt, aber wir waren gesund geblieben. Am Pik Kommunismus dagegen, auf den wir aus Sicherheitsgründen verzichtet hatten, waren sechs Tote zu beklagen, darunter zwei Österreicher und ein Deutscher. - In den Tagen vorher hatte mein Freund Heinrich, ein 3 h-Marathonläufer, zu mir gesagt, was ich schon eingangs unter "HOME" zitiert habe:"Biel kann auch nicht schlimmer sein!" Hätten wir im Pamir Erfolg gehabt und wäre unser Klaus im Folgejahr nicht in den Dolomiten tödlich abgestürzt, hätte der Schritt nach Biel in eine höhere Stufe des Langstreckenlaufs für mich womöglich gar nicht stattgefunden und ich hätte noch viele Jahre lang nicht auf die Stoppuhr sondern weiterhin auf den Höhenmesser gestarrt.

Ade, faszinierender Bergsport!

6. Mein Radsport

Wenn man es genau nimmt, hat mein Radsport wettkampfmäßig fast nur in Triathlon-Wettbewerben stattgefunden. Eine Ausnahme stellt in dieser Hinsicht das Jahr 1988 dar. Den Familienurlaub verbrachten wir damals im Piemont, in Limone südlich von Cuneo. Natürlich nicht ohne Hintergedanken meinerseits. Dort wurde im Sommer der Abschied des damaligen Stundenweltrekordlers Francesco Moser begangen und gleichzeitig eine ehemalige Giro-Etappe (216 km / 3 Pässe, darunter 2804 m am Col de la Bonette) zu Ehren von Fausto Coppi nachgefahren. So hieß die 51 km-Runde am Samstag passend "Ciao, Francesco" und die große Schleife vierundzwanzig Stunden später "La Fausto Coppi". Meinem Freund Jürgen drückte Francesco beim heißen Start in Vinadio die Hand; diese soll er sich danach lange nicht gewaschen haben. - In schier endlosen Serpentinen ging es die Pässe hoch und in rasender Fahrt diese bergab. Wir waren sehr froh, als wir heil und mit einem guten Mittelplatz wieder in Cuneo einrollten.

Auf der Rückfahrt aus dem Urlaub wurde noch schnell der Ironman in Roth mitgenommen, um nach 14 Tagen in Berlin schon wieder mit der "Tour de Culture" nach Paris zu starten. Eine Gruppe von radsportlichen Lehrern unter der Führung des ehem. deutschen Straßenmeisters Roger Poulain hatte sich zum Ziel gesetzt, Schülerinnen und Schüler aller Schultypen zu einem Team zusammenzuschweißen. Ein Jahr Vorbereitung war nicht zu viel. Es wurde sportlich: Ausscheidungen wurden gefahren, Meisterschaften beschickt und danach Leistungsgruppen gebildet. Der sog. "belgische Kreisel" gehörte zum Standardprogramm. Für die Tour hatten wir Reservemaschinen und Mechaniker mit an Bord. Berlin war zu dieser Zeit Kulturhauptstadt Europas, Paris wurde es im folgenden Jahr. Unser Bezirk Berlin-Reinickendorf war Partnergemeinde von Paris-Antony. So wurden wir auch vom französischen Stadtkommandanten, der uns von seinen Rekruten auch noch einen halbprofessionellen Rennfahrer mitgab, auf die Reise geschickt. Unsere Etappen berührten weitere Partnergemeinden unseres Bezirks in Deutschland. In einem mitfahrenden Berliner Doppeldecker-Bus war eine Ausstellung installiert und es fuhren "Kulturkisten" mit Büchern mit, die in den Etappenorten übergeben wurden. Die wenigen Ruhetage wurden für das Tour-Team zu Kulturtagen, und zwar auf sehr unterschiedlichem Niveau: Einerseits wurden die Schlachtfelder und das Gebeinhaus von Verdun besucht, andererseits aber auch die Keller von Moet et Chandon. Auf der Busrückfahrt nach Berlin konnten wir ein geglücktes und nahezu problemloses Unternehmen feiern.

7. Mein Triathlonsport

Es war wohl die Faszination des Neuen. Anders kann ich mir heute nicht erklären, warum ich mich nun auch noch bei einigen Triathlons getummelt habe. Ich bin nämlich nahezu "wasserscheu", hab' in meinem ganzen Leben nur zweimal Urlaub am Meer gemacht und bin auch nie über den Bruststil im Schwimmen hinaus gekommen. Daher war ich auch immer sehr froh, wenn der Schwimmpart, der zu meinem Glück den Triathlon einleitet, überstanden war. Mein durchweg schlechtes Schwimmergebnis hatte aber den Vorteil, dass es danach in der Platzierung eigentlich nur noch vorangehen konnte. - Natürlich begann auch ich mit sog. Kurztriathlons. Aber wer will nicht gerne auch "Ironman" genannt werden? So hatte ich gleich wieder ein Ziel in diesem für mich völlig neuen Dreikampf. Und dieses lag auch standesgemäß im Ultra-Bereich. Nur das Training für gleich drei Sportdisziplinen bei voller beruflicher Tätigkeit und vierköpfiger Familie verursachte mir bezüglich der Zeiteinteilung große Kopfschmerzen.

Da sich meine "Lehranstalt" in Berlin-Tegel befand, war es nach dem Dienst nur ein kurzer Weg bis ins Strandbad Tegelsee. Erst nach der Strafarbeit im Wasser fuhr ich nach Hause, um zu essen und die schulischen Aufgaben zu erledigen. Danach wurde im Sommer entweder noch das Rad bewegt oder in die Laufschuhe gestiegen. So bekam ich dann doch so alles ganz leidlich unter einen Hut. Nach einigen Kurz- und Mittelstrecken-Triathlons war es dann 1986 so weit. Nach einem vorbereitenden Urlaub im Schwarzwald wagte ich mich in Biel beim 3.Seeland-Triathlon erstmals an die Ironman-Distanz. Die Übernachtung in einem lauten See-Hotel und die Aufregung vor dieser Premiere ließen mich nur wenige Minuten Nachtschlaf finden. Aber der Reiz des Neuen hat letztendlich auch dieses Defizit kompensiert. - Meine Triathlon-"Karriere" war extrem kurz und endete 1990. Und das kam so: Ich fuhr nach Neuruppin zu meinem ersten Triathlon im Gebiet der (heute ehemaligen) DDR. Beim Einschwimmen im Neuruppiner See entdeckten wir große Schmutz- und Öllachen auf der Wasseroberfläche. Der Startbereich lag neben einem von den Russen genutzten Gelände. Wir "Wessis" protestierten und der Start wurde kurzfristig lokal verlegt. Ich aber hatte mich an diesem Tag derartig geekelt, dass ich seither nie mehr in ein offenes Gewässer gestiegen bin. Nicht einmal bei einem Urlaub am spanischen Mittelmeerstrand!

8. Mein Laufsport

8.1 Bahnläufe

Als sich die engagierte Truppe von Jung-Tennisspielern des Hermsdorfer SC 06 entschieden hatte, etwas für die im 3.Satz entscheidende Kondition zu tun (Damals gab es noch keinen Tie-Break!), verfielen wir zunächst auf das Deutsche Sportabzeichen. Na, das war dann doch kein guter Gedanke, denn die dort erforderlichen Leistungen erbrachten wir mehr oder weniger mit links. Also beschlossen wir, unser Ausdauertraining in Zukunft in die Teilnahme an sog. "Volksläufen" zu legen. Dort waren aber die Streckenlängenangaben derart unpräzis und die Streckenbedingungen so unterschiedlich, dass die erbrachten Leistungen kaum korrekt verglichen und eingeordnet werden konnten. Daher entschieden wir uns, das Ausdauer- und Tempotraining auf die Bahn zu verlegen. Zu dieser Zeit war in Berlin unter den Langstreckenläufern der sog. "Spiridon-Dreikampf", den der SC Charlottenburg unter der Leitung von "Bubi" Fritz Orlowski  durchführte, besonders beliebt. Hierzu musste innerhalb eines Kalenderjahres von jedem Teilnehmer ein Ergebnis über die Distanzen 10 km Bahn, 25 km Straße und Marathon eingereicht werden. Nach drei spezifischen Punkttabellen wurde dann am Ende der Saison die Gesamtpunktzahl bestimmt. Die Teilnehmer und insbesondere die Klassenbesten wurden danach einer besonderen Ehrung unterzogen. Die Beliebtheit dieses Dreikampfs hatte zur Folge, dass die Anzahl der von den Vereinen angebotenen 10.000 m-Läufe auf der Bahn deutlich anstiegen. So hatten auch unsere verhinderten Tenniscracks kein Problem mit Startgelegenheiten über die 10 km-Distanz. Da wir damals der Meinung waren, "Mehr bringt mehr." auch für unseren Tennissport, führten wir im Training sogar 25 km-Bahnläufe durch. Das Schwierigste dabei war für den Einzelnen das Zählen seiner absolvierten Runden.

Regennacht beim 6-Tage-Lauf in Erkrath 2005

Mir aber, der ich auch schon am Spiridon-Dreikampf teilnahm, war der Bahnlauf ein Graus. Meistens verschob ich den notwendigen 10.000 m-Lauf bis in den Oktober, wenn beim Polizei SV die letzte Veranstaltung über diese Distanz anstand. Riskant! Aber damit stand ich im Einklang mit sehr vielen Läufern. Sogar Ingo Sensburg, ehemaliger 3000 m-Halleneuropameister war von dieser "Taktik" nicht frei. 1980 musste ich den Tennissport aufgeben, weil ich mir beim Streichen eines rau verputzten Hauses einen "Tennisarm" zuzog. Aber inzwischen hatte ich an dem Spiridon-Dreikampf so viel Gefallen gefunden, dass ich trotz meiner Abneigung gegen Bahnläufe bis 1990 dabeiblieb. Dann war aber definitiv Schluss.

Erst 2005 holte mich der Bahnlauf wieder ein. Aber nur deshalb, weil ich, nun schon lange bei Ultralangstreckenläufen unterwegs, das irrwitzige Ziel hatte, einmal im Leben ein 6-Tage-Rennen zu bestreiten. Ende des 19.Jahrhunderts waren solche Läufe die Attraktion bei gut besuchten Hallenveranstaltungen, hauptsächlich in den USA und in Großbritannien. Vor etwa 20 bis 30 Jahren erlebten 6-Tage-Rennen noch einmal kurzfristig so etwas wie eine Blüte, z.B. in der Halle von La Rochelle. Heute aber sind sie wieder sehr selten geworden und locken nur noch  Insider hinter dem Ofen hervor. Umso begrüßenswerter war es, dass u.a. auf Betreiben von Sigi Bullig 2004 wieder ein derartiges Rennen in Deutschland veranstaltet wurde.

Fotos: Binsch/2005

Die letzten Runden in Erkrath - 604,29 km

Am 31.Juli 2005 war es dann soweit. Zusammen mit 27 Männern und 6 Frauen aus 12 Nationen stand ich an der Startlinie auf der Stadionbahn des SC Unterbach in Erkrath. Hatte ich auch ein Ziel? Nein, ich hatte deren zwei. Natürlich würde ich mich freuen, wenn ich die ganzen 144 Stunden bis zum Schluss in der Wertung bliebe. Dazu musste jeden Tag mindestens ein Marathon absolviert werden. Das aber schien mir doch ein wenig dünn. Welches aber war die nächste klassische Marge, die einigermaßen repräsentativ war? Der Sprung war groß und wahrscheinlich von mir nicht zu bewältigen: 100 km! Das ist auch die längste Meisterschaftsstrecke, für die der Deutsche Leichtathletik-Verband offizielle nationale Meisterschaften ausrichtet. Aber als Tagesschnitt? Schließlich war ich Neuling bei einem Mehrtagesrennen über die 48 Std. hinaus. Egal, ich hatte mir diese Distanz vorgenommen. Für die notwendigen Erholungsstunden hatte ich mein Zelt im Stadion innen an der Bahn und außerdem noch ein Zimmer in einem dem Stadion anliegenden Hotel. Ich machte mir keine Illusionen, aber natürlich blieb die Hoffnung. Die Wetterbedingungen waren, von der Temperatur her gesehen, nicht schlecht. Dass dann aber derart viel Wasser vom Himmel fallen würde, hatte niemand erwartet. Die optimale Versorgung und die Betreuung durch die Veranstalter machten aber sogar die Wassergüsse erträglicher. -

Nachdem ich mich auf einen bestimmten Tages-/Nachtrhythmus eingestellt hatte, lief die ersten Tage alles zu meiner Zufriedenheit. Die erste Nacht lief ich durch, die übrigen Nächte wollte ich in meinem Hotelbett verbringen. Kurze Ruhepausen mit z.B. Kleidungswechsel erfolgten tagsüber im Zelt. So verging die Zeit. Am Ende des 5.Tages aber kam es dann ganz dick. Und das im wortwörtlichen Sinn! An beiden Beinen bekam ich eine Knochenhautreizung/-entzündung. Und auch die Füße waren so geschwollen, dass sie in keines der fünf Paar mitgebrachten Schuhe mehr hineinpassten. Alles vorbei? Nein, ich ging in mein Zelt, legte für knapp zwei Stunden die Beine hoch, ließ mir Eisbeutel fest um die Schienbeine binden, kam danach ganz knapp wieder in ein Paar Schuhe hinein und beschloss dann, am letzten Tag ganz auf Schlaf zu verzichten.

So ausgestattet drehte ich total übermüdet meine Runden. Die Kühlkissen rutschten an den Beinen herunter, der Schmerz kam wieder und hielt mich wach. Nun zählte ich auch so langsam die Stunden bis zum Ende der Veranstaltung. Ich fragte mich, wie ich mit diesen Beinen am nächsten Tag mit dem Auto nach Berlin fahren sollte. Aber zur Not konnte ja mein Mitfahrer Rüdi das Lenkrad übernehmen. Das beruhigte. - Langer Rede kurzer Sinn: Ich habe dann doch noch meinen angepeilten Tagesschnitt von 100 km geschafft; etwa eine halbe Stunde vor Rennende war es soweit. Das war wie eine Befreiung. Und wo war denn jetzt der Schmerz? Das muss wohl am Schluss einen gewaltigen Adrenalinstoß gegeben haben, denn ich war/schien plötzlich fast schmerzfrei. - Die Siegerehrung versank wieder im Wasser. Das tat der allgemeinen guten Laune aber keinen Abbruch. Es wurde noch lange gefeiert. Der Nachtschlaf danach war mehr als verdient. Am nächsten Vormittag bauten wir das Zelt ab und starteten dann wieder Richtung Berlin. Natürlich fühlte ich mich nicht taufrisch. Aber das Lenkrad musste ich nicht in andere Hände geben.

Das sollte nun unweigerlich mein letzter Bahnlauf gewesen sein. Aber irgendwie ritt mich 2007 der Pferdefüssige und ich stand doch wieder in Erkrath am Start. Nach drei Tagen aber schickte der Allmächtige ein Zeichen. Ich fühlte mich schlecht und lustlos. Auch hatte mich mein Betreuer ohne Ankündigung/Benachrichtigung/Entschuldigung versetzt. Das nagte zusätzlich an mir. Obwohl ich auf dem Weg zu einem sogar noch geringfügig verbesserten Ergebnis zu sein schien, gab ich das Rennen auf. Irgendwie fehlte mir der Mumm, um bei wieder regnerischem Wetter allen Unbilden zu trotzen. - Das soll nun aber wirklich mein allerletzter Stadionlauf gewesen sein!!! 

8.2 Straßenläufe

Im eingemauerten West-Berlin gab es immer eine große Anzahl von Angeboten zum Straßenlauf. Der größte war damals der sog. "Franzosenlauf", ein jährlich von der französischen Schutzmacht veranstalteter 25 km-Stadtlauf mit Start am und Ziel im Olympiastadion. Ja, es gab sogar drei verschiedene Marathonläufe (SCC, VfV Spandau, Spiridon Berlin) in der Stadt. Das ganze Jahr über hatte man die Qual der Wahl, wo man denn nun an den Start gehen sollte. Natürlich kannte man mit der Zeit jede Ecke und jede Bordsteinkante. Das war aber immer noch besser, als etwa für einen Laufausflug nach Braunschweig viele Stunden sinnlos in der Warteschlange an der innerdeutschen Grenze zu verbringen. - Als dann aber nach der glücklichen Rückkehr aus dem Pamir bei mir der Drang nach noch längeren Distanzen immer größer wurde, mussten nun doch recht zeitaufwändig Veranstaltungen "in Westdeutschland" (wie wir hier sagten) angesteuert werden. Das kostete Zeit, Geld und Nerven. So habe ich auch nie nur für einen Marathon die Stadt verlassen, der Reiseaufwand musste sich schon laufdistanzmäßig bezahlt machen. 

Abb.: Die Zeiten haben sich geändert. In dieser Form gibt es den Lauf nicht mehr. Die 25 km-Distanz ist außer Mode gekommen, sie hat dem Halbmarathon Platz gemacht.  Und die Kaserne im Quartier Napoleon heißt jetzt Julius-Leber-Kaserne.

Nachdem sich meine Zeiten in Biel nicht mehr entscheidend verbessern ließen, der Ehrgeiz dazu aber immer noch vorhanden war, suchte ich eine flachere Strecke und diese möglichst in deutschen Landen.  Ja, es gab damals in NRW noch ein Gegenstück zu der großen Runde im Berner Seeland. Der 100 km-Lauf von Unna auf ebenfalls einer einzigen großen Runde über (z.B.) Kamen erfreute sich (auch bei den sportlichen Marschierern) großer Beliebtheit. Ich nahm achtmal in Folge teil, zum letzten Mal am 3.September 1989. Kurios: Nur vier Wochen später richtete der TV Unna auf einer 10 km-Rundstrecke auch noch die 3.DM 100 km für den DLV aus. Er wurde damit ein Nachfolger des SC Hanau-Rodenbach, der wegen seiner langjährigen Erfahrung auf dieser Distanz für die allererste DM verantwortlich zeichnete.

Irgendwann einmal las ich die Nachricht, dass sich beim Apeldoorner Staffelrennen über 24 Stunden ein paar deutsche Läufer angemeldet hatten. Und zwar jeder als sog."1-Mann-Staffel". Sie nutzten dabei eine unpräzise Formulierung in der Ausschreibung aus, in der maximal (!) 10 Läufer/innen eine Staffel bilden konnten. Damit hatte in Apeldoorn die Einzeldisziplin ihren Eingang gefunden. Da meine Frau eine große Blumenliebhaberin und Tierfreundin ist, war es für mich leicht, sie ab 1985 regelmäßig im Frühjahr für eine Betreuung während des Laufs im Mheen-Park zu gewinnen. Die Besuche in "Keukenhof" und in der "Apenheul" gehörten dann zum Standardausflugsprogramm. Zehnmal Apeldoorn war dann aber für alle genug. Und die lediglich einmal durchbrochene 200 km-Grenze schien sich auch immer mehr aus meiner Realität zu verabschieden.

Foto: Meine Apeldoorn-Premiere 1985. - Merkwürdige Startnummer: Altersklasse Null? Nein: Spezielle Verschlüsselung der Einzelläufer!

Zwischendurch hatte ich immer wieder mal mein Läuferglück bei anderen 24-Std.-Rennen gesucht. Und die Strecken konnten sehr unterschiedlich sein. In Pilsen liefen wir auf einer Radrennbahn mit teilweise überhöhten Kurven. In Mainz gab es einen Pendellauf am Rheinufer. Ebenfalls am Rheinufer in Köln gab es einen Rundenlauf an einem Wochenende, als dort in der Nacht "Rhein in Flammen" gefeiert wurde. In der Basler Stadionanlage durfte die Strecke in den ersten Stunden (wegen des allgemeinen Publikumsverkehrs) nur halbseitig belaufen werden. Da der Belag eine stark konvexe Wölbung zeigte, zog ich mir bei dieser Schräglage bei jedem meiner zwei Starts eine Schienbein-Knochenhautentzündung zu und musste aufgeben. Genuss dagegen verspürte ich bei jedem meiner zehn Starts im steirischen Wörschach. Die Stimmung dort war unübertrefflich und kompensierte den vergleichsweise geringen Frust über eine sehr nahe Bundesstraße und eine Steigung, die ab Mitternacht von Stunde zu Stunde zuzunehmen schien.

Wenn man "Straßenlauf" so definiert, dass ohne Unterbrechung auf festem straßenähnlichen Belag gelaufen werden muss, dann war der 48-Std.-Lauf 2004 am Niederländer Ufer in Köln für mich der längste derartige Lauf. Und ich nahm nicht ganz freiwillig teil. Da ich mich nach mehrjähriger verletzungsbedingter Passivität für den "Spartathlon" neu qualifizieren musste und dafür eine beliebige 260 km-Distanz ausreichend war, fuhr ich nach Köln. Nach 261 km machte ich Schluss und verfolgte das Ende des Rennens dahindösend in meinem an der Strecke geparkten Auto. - Nach dieser Erfahrung stand mir eigentlich nicht mehr der Sinn nach Läufen über noch längere zeitliche Distanzen. Aber ich sagte das nicht laut. Schon desöfteren nämlich hatte ich (und nicht nur ich) ein "Nie wieder!" zurücknehmen müssen. Fazit: Nach nunmehr 30 Laufjahren ab erstem Marathon hatte ich (über die 100 km und die 24 Std. kommend) nun mit dem 48-Std.-Lauf (Indoor und Outdoor) nach eigener Einschätzung meine Belastungsgrenze erreicht. Dachte ich!

8.3 Bergläufe

Es war normal und kam ganz automatisch. Wenn man sein Ausgangsquartier für Bergtouren in der Regel im Wallis bezieht und außerdem noch dem Laufsport anhängt, dann muss man einfach auch mal an einem dieser Berg- oder Bergstraßenläufe in der Schweiz teilnehmen. Da unser bevorzugter Ferienort Saas-Fee war, lagen die von Visp ausgehenden Straßenläufe sozusagen vor der Tür. Meinen Einstieg hatte ich beim Lauf von Visp (651 m) nach Saas-Grund (1562 m). Dankenswerter Weise für mich als Flachlandtiroler hatte der Veranstalter sich die weiteren Höhenmeter nach Saas-Fee (1790 m) gespart und den Lauf eine Etage tiefer enden lassen. - Einmal ist keinmal! So stand ich dann auch 1978 beim Lauf von Visp über 37 km nach Zermatt (1616 m) am Start. Und hatte hier ein einmalig negatives Erlebnis nach Zieldurchlauf. Da das Zielquartier ein renommiertes Hotel war, wollte niemand auf die vielen kostenlos angebotenen sog. "Annehmlichkeiten" verzichten. Ich entschied mich (erst- und letztmalig) für die Sauna ... und erlitt darin einen Kreislaufkollaps. Auch auf einer langen Straße sind eben knapp 1000 Höhenmeter nicht zu unterschätzen.

In den nächsten Jahren fuhr ich zu weiteren Starts nach Sierre (533 m) etwas weiter ins westliche Rhonetal. Zunächst stand lediglich der Straßenlauf nach Crans-Montana auf dem Programm. Aber dann "juckte" es doch, sich mal an dem recht anspruchsvollen Berglauf über 31 km von Sierre nach Zinal zu versuchen. Ziemlich bald nach dem Start an der Rhone-Talstraße biegt die Strecke, für den Neustarter völlig unvorhersehbar, in einen gerade mal mannsbreiten Weg in sehr steiles Gelände ein. Überholen ist hier für ziemlich lange Zeit nicht möglich. Da war mir dann auch klar, wieso fast alle bei diesem besonders anforderungsreichen Berglauf gleich nach dem Start "wie die Verrückten" losgerannt sind: Jeder wollte auf jenem Weg wenn nicht bei den Laufenden, so doch wenigstens in der Reihe bei den vorne schnell Marschierenden sein. Bei meinen nächsten Starts bei Sierre-Zinal verhielt ich mich dann entsprechend. Die Route hat es wirklich in sich, obwohl es abschnittweise auch gut zu laufende Waldwege gibt. Nach Überwindung von 1500 Höhenmetern ist man in Chandolin, wo man von relaxten Autofahrern mehr oder weniger mitleidig beäugt wird. Vorbei am alpinen Hotel Weisshorn wird über felsige Bergpfade bei Nava (2425 m) der Kulminationspunkt der Strecke erreicht. Schließlich fällt der Pfad (und auch mancher Läufer) ziemlich steil nach Zinal (1800 m) ab. Die Abschlussfeier im dörflichen Festzelt lässt dann bald einen Teil der Anstrengung vergessen.

Wer Sierre-Zinal übersteht, der muss auch zum Swiss Alpine Marathon. 1989 war es dann soweit für die ganz große Runde. Wir verlegten gleich unsere Familiensommerreise komplett nach Davos. Unsere Ferienwohnung lag keine hundert Meter vom Stadion entfernt. Auch in diesem drehte ich abends immer noch ein paar (überflüssige) Runden. Aus Neugier! Zur gleichen Zeit trainierte dort nämlich eine marokkanische Läufergruppe um Said Aiouta, der, wenn ich mich nicht irre, damals den 5000 m-Weltrekord hielt. Natürlich nahm ich immer schön die Außenbahn. - Am Tag meines längsten Berglaufs herrschte gutes Wetter. Probleme hatte ich erst bergab, als die Muskeln wegen des permanenten Stauchens gerne mal eine Pause gehabt hätten. Das ging aber nicht. Schließlich ist es ein "gewaltiger" Unterschied, ob man im Ziel drei Minuten früher oder später einläuft. Ja, so habe ich noch vor zwanzig Jahren gedacht!

8.4 Bandläufe

Wie kann man nur in geschlossenen Räumen auf einem Laufband laufen, wenn draußen die frische Luft lockt?! - Natürlich ist diese rhetorische Frage berechtigt. Und es ist noch gar nicht so lange her, da konnte auch ich mir nicht vorstellen, jemals auf einem derartigen Gerät selbst nur eine Stunde "auf der Stelle unterwegs" zu sein. Dies änderte sich schlagartig zum Ende 2002. In unserem Bezirk Berlin-Reinickendorf gab es eine Initiative, die strebsamen Schülerinnen und Schülern, die unter äußerst ungünstigen häuslichen Verhältnissen litten, eigene Wohnmöglichkeiten finanzierte. Dazu veranstaltete die "Fitness Company" einen Benefiz-nachmittag. Da konnte ich als Lehrer nicht abseits stehen und lief erstmals auf dem Band (Marathon). - Dann erwischte es mich ein Jahr später ein zweites Mal, als ich eigentlich zum Shoppen in der City unterwegs war. Wieder war es eine Benefizveranstaltung und wieder war die "Fitness Company" involviert. Am Kranzler-Eck wurde ich von einer netten jungen Dame angesprochen, ob ich denn nicht für den guten Zweck ein paar Meter auf einem der fünf Bänder laufen könnte. Es ginge um 10.000.- EUR für den hiesigen Olympia-Stützpunkt. Daraufhin sagte ich meine Teilnahme für den nächsten Tag zu. Ich kam auch noch ein zweites Mal vorbei. Es hat sich gelohnt (3xMarathon)! Vor der Siegerehrung gingen auch zwei Hockey-Olympiakandidatinnen und eine Nachwuchs-Tennisspielerin für wenige Minuten aufs Band.

Wieder ein Jahr später (und schon im beruflichen Ruhestand) erfuhr ich aus meiner alten Schule von einem Hilfsprojekt der dortigen Eine-Welt-AG. Zusammen mit einer weiteren Schule, einer Studentengruppe und der niederländischen Organisation VvR (Vrienden van Redson) sollte der Aufbau einer Aidswaisenschule im Distrikt Katete (Sambia) ermöglicht werden. Vor Ort engagierte sich Pastor Redson Chisenga. Das berührte mich sehr. Ich dachte an die beiden letzten Jahre und versprach, durch besondere sportliche Aktionen für jenes Projekt Aufmerksamkeit zu erzeugen und diese auszunutzen, um Spenden zu akquirieren. Festgesetzt hatte sich bei mir der Ausspruch von Harald Scherz (Organisator des 24 Std.-Laufs von Wörschach):

"Wichtig ist nicht so sehr, was der Mensch sportlich leistet, sondern was der Sport menschlich leistet!"

So stellte ich mich bis 2007 insgesamt dreimal etwas länger "für Katete" aufs Band (24 Std., 7 Tage, 1000 km). Es war nicht durchweg die reine Freude, aber das übergeordnete höhere Ziel ließ mich doch immer irgendwie durchhalten. Letztendlich kamen dadurch etwas mehr als 10.000.- EUR zusammen, der Schulbau konnte beendet werden.  

8.5 Hallenläufe

Was macht der gestandene Ultraläufer, wenn der Winter Einzug gehalten hat und fast nur noch Crossläufe durchgeführt werden? Natürlich nutzt er die Zeit zur Regeneration! Wenn er dann aber hört, dass in einer Messehalle ein 48 Std.-Lauf veranstaltet werden soll, wird er automatisch kribbelig. So geschehen 1997, 1998 und 1999. Auf dem Gelände der Frühjahrsmesse in Brno wird auf der Innengalerie einer Messehalle auf einer Runde von ca. 200 m dieser Lauf durchgeführt. Mein Versuch 1997 endete nach gut 120 km wegen unerklärlicher Schmerzen in einer Schulter. Da halfen weder wärmende Kleidungsstücke noch entsprechende Einreibungen. Heimfahrt! - 1998 der nächste Versuch an gleicher Stätte. Alle vier Stunden wird die Laufrichtung gewechselt; geradeaus läuft man nur, wenn man aufs WC will. Was ist in der Erinnerung geblieben? Ich bin ziemlich viel geradeaus gelaufen und habe die angestrebte Marke von 300 km nicht erreicht. Zu sehr hatte mich zwischendurch eine Diarrhoe geschwächt. Reminiszenz: Als ich bei meiner Frau aus diesem Grund laut nach dem Stopfmittel Imodium fragte, sprang eine Aufsichtsperson/Ärztin (im FIFA-Trainingsanzug!) auf und verbot dies. Angeblich sei eine verbotene Dopingsubstanz in einer derartigen Kapsel. So kann's einem ergehen! Aber es kommt noch skurriler. Im nächsten Jahr habe ich das gleiche Problem und gehe zum einheimischen Rennarzt. Dieser gibt mir eine glasklare Flüssigkeit aus einer Ampulle zum Trinken und der Fluss kommt schlagartig (Wirklich!) zum Stillstand. Daheim frage ich meinen Schwiegervater, einen Internisten, was dies für ein Wundermittel gewesen sein könnte. Er sagt mit Bestimmtheit: "Das war ein Opiat!" Da kann man sich nur an den Kopf fassen.

 8.6 Landschaftsläufe

Es ist gar nicht so einfach, den Begriff "Landschaftslauf" eindeutig festzulegen. Wegen des Wortteils "Land" muss die Route zum allergrößten Teil durch offenes Gelände führen; das Durchlaufen von Ortschaften stört dabei nicht. Natürlich gehören die bereits unter 8.3 beschriebenen Bergläufe eigentlich ebenfalls dazu. Ich assoziiere mit "Landschaft" aber auch immer "Weite". Und diese fehlt eben bei Bergläufen durch enge Täler bisweilen. So war für mich seinerzeit noch eingemauerten Stadtmenschen auch die erste Teilnahme 1980 als Ultralanglaufnovize am Bieler 100er eine wahre Offenbarung. Sieben Starts im Berner Seeland innerhalb von zehn Jahren belegen dies. - Bald suchte ich nach ähnlichen Veranstaltungen mit kürzerem Anreiseweg. In Unna wurde ich fündig. Auch hier gab es eine einzelne große Nachtrunde über 100 km. Allerdings hätte der Nase bei diesem Lauf durch den "Pott" bisweilen ein Spezialfilter ganz gut getan. - Einen solchen brauchte man 1983 bei der Hochsauerland-Lauftour mit Tourzentrum Wingeshausen mit Sicherheit nicht. Der Lauf-Club Wittgenstein hatte eine 7-Tage-Veranstaltung mit 9 Wettkämpfen zusammengestellt, die in ihrer Vielseitigkeit einmalig war. Neben Rundenläufen im Gelände gab es einen Zeitlauf durch eine Ortschaft, einen Bergzeitlauf in Leistungsgruppen und Punkt-zu-Punkt-Läufe, bei denen man extra mit dem Bus zum Start gefahren wurde. Am Ende hatte man 140 km in den Beinen und eine großartige Veranstaltung erlebt. - Nach der sog. "Wende" war für jeden Wessi-Ultra ein Start beim Rennsteiglauf Pflicht. Dieser kam auch ich nach, wurde aber nicht zum Wiederholungstäter. - Natürlich sind auch "Spartathlon" und "Nemea-Olympia" im Prinzip Landschaftsläufe. Aber nur selten konnte ich dort die Landschaft wenigstens abschnittweise genießen, weil ich eben kein Hitzeläufer bin. Warum es mich trotz vieler Flops dennoch immer wieder nach Griechenland gezogen hat, weiß nur der liebe Gott. -

Mein letzter Landschaftslauf fand 2007 statt, allerdings ohne Wettkampfcharakter. Mit der Österreicherin Martina Schmit, einer Superläuferin, lief ich von St.Michael i.L. (manchmal im Zickzack) auf ca. 600 km nach Osten über die Etappenzielorte Murau, Knittelfeld, Bruck, Graz, Hartberg, Gloggnitz, Lilienfeld und Tulln bis nach Ruppersthal (vor den Toren Wiens). Grund: Unser ganz privater Benefizlauf aus besonderem Anlass zu Gunsten des Intensivteams des ÖRK. Auch eine tolle Begleitcrew (u.a. mit Manfred Michlits) machte diesen Landschaftslauf mit Durchquerung der Hölle(ntalstraße) zu einem unvergesslichen Erlebnis. 

9. Mein Tretrollersport  ( www.tretroller-macht-spass.de )

Im frühen Frühjahr 2008 kam ich an einem wettermäßig einwandfreien Tag von einem lockeren 2-Std.-Lauf zurück und befand mich nur noch ca. 1,5 km von der Dusche entfernt. Es ging auf völlig ebenem Plattenweg durch Berlin-Frohnau, als mich plötzlich ein wahnsinniger Schmerz in den "Laufwerkzeugen" fast hinfallen ließ. Mit Müh' und Not erreichte ich noch die Haustür. In den nächsten Tagen ging ich am Stock und musste mich das Treppengeländer regelrecht hochziehen. Zum Arzt bin ich dennoch nicht gegangen. Immer dann, wenn ich von meinen Belastungen erzählen musste, haben mich die Mediziner belehrt, dass ich in meinem "hohen Alter" gefälligst von dem Laufsport in der Form, in der ich ihn betreibe/betrieb, Abschied zu nehmen habe. Das wollte ich aber (noch) nicht. So habe ich nunmehr ersatzweise den Roller als Trainingsgerät benutzt. Das vermindert die Belastung an den beschädigten menschlichen Bauteilen. Auch ohne Arztbesuch kann ich heute nach acht Monaten wieder 90 Minuten nahezu schmerzfrei traben. Nur mit dem Wiederaufbau der Ultralanglaufkondition wird es noch lange dauern. Falls das überhaupt noch einmal gelingt!

Meine Tagestouren mit dem Tretroller hier im Umland bringen viele neue Erlebnisse. In Laufschuhen wäre ich vermutlich nie von Berlin aus an die Oder und weiter auf dem Damm bis in die Grenzstadt Schwedt gelangt. Die 100 km-Runde des Fläming-Skates hat mich auch schon gesehen. Am Baltic-Run meines Vereins durfte ich (a.K.) teilnehmen. Und die FINDE-DEINEN-WEG-Tour von Braunschweig nach Berlin mit "besonderen" Schülern war ebenfalls ein tolles Erlebnis. Nun hoffe ich auf weiterhin gute Gesundheit, denn ab 19.April 2009 soll es dann so richtig zur Sache gehen. Nachdem ich zwangsläufig meine Teilnahme am Transeuropalauf 2009 als Läufer stornieren musste, habe ich auch bei den dortigen Organisatoren Verständnis für meine Situation gefunden und darf ausnahmsweise mit dem Sidewalker die ca. 4500 km lange Strecke in Angriff nehmen.. Bis dahin muss meine Laufkondition aber noch weiter zunehmen. Von Südtirol aus den Reschenpass und zwei Tage später auch noch den Fernpass hochrollern wird wohl kaum drin sein. "Wer seinen Roller liebt, der schiebt (ihn)!" Na ja, vielleicht kann ich ja dann auch schon schiebend hochjoggen?!

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10. Mein "Motorsport"

Ja, jetzt wundert Ihr Euch wahrscheinlich! Wie kann denn einer, der nahezu das ganze Leben lang im Sport mit eigener Körperkraft unterwegs war und dies auch weiterhin sein will, nun auch noch und überhaupt "Motorsport" treiben?! In der Tat, das wäre wirklich verwunderlich. Beachtet aber bitte die Anführungszeichen im Titel! Das ist also nicht ganz ernst gemeint, d.h. man muss dies nicht wortwörtlich nehmen. Aber: Es war in der Vorweihnachtszeit 1997, als ich mit meiner Frau einen unserer eher seltenen KaDeWe-Besuche machte. Zufällig kamen wir auch in die Spielwarenabteilung. Da sah ich ganze Regale voll der schönsten Automodelle und konnte nicht widerstehen. Schon im nächsten Jahr packte mich der Ehrgeiz, selber solche Fahrzeuge aus Kits herzustellen. Formel 1-Rennfahrzeuge beeindruckten mich besonders. Das passte ja auch irgendwie zur (nicht nur) in Deutschland aufkommenden Schumacher-Hysterie. Meine einzigen Besuche bei derartigen Rennveranstaltungen stammen allerdings aus der Jugendzeit; mit meinem Vater habe ich desöfteren auf der Tribüne an der damals noch als Rennstrecke fungierenden AVUS gesessen.

Der Modellbau faszinierte mich mit der Zeit derart, dass ich (insbesondere bei reisebedingter Abwesenheit meiner Frau) ganze Nächte in meinem Bastelkeller zugebracht habe. Schließlich standen mehr als 100 Farben und Lacke herum, und ich durchsuchte Spezialzeitschriften nach Anzeigen, in denen Raritäten angeboten wurden. Mein tollster Glücksgriff war dann der 1:8-Bausatz eines Formel 1-Ferraris 641. Einige großmaßstäbliche Automobil-Kits in 1:12 hatten es mir wegen ihres Detailreichtums besonders angetan. Ich kann mich an einen Renault RE 23 erinnern, in dem ich (mit Kabeln und Stickern) fast 900 Teile verbaut habe. Aber auch die kleineren Maßstäbe stellten mit zunehmendem Alter eine besondere Herausforderung dar, da mein Augenlicht inzwischen nicht mehr das beste ist. Mit der Zeit war dann so viel gebaut, dass zur Aufbewahrung der Schätze Vitrinen angeschafft werden mussten. Damit dies darin nicht so eintönig aussah, versuchte ich mich ab und zu auch an Motorradkits. Mit dem heutigen Tag habe ich alles in allem mehr als 160 Auto- und Motorradmodelle gebaut. Schließlich wurde das ursprüngliche Gästezimmer im Tiefgeschoss zu einem "Verkehrsmuseum" umgestaltet. Aber keine Angst! Wer uns besucht, der findet inzwischen in einem anderen Stockwerk ausreichend Platz. Und ein "Museumsbesuch" ist keineswegs Pflicht!

So, das war die Aufklärung zum Thema: Mein "Motorsport".